Bückeburg,

Keine Angst vor Hebekissen, Spreizer und Motorsäge

Die blauen THW-Fahrzeuge mit dem Zahnrad-Symbol kennt wohl jeder. Was aber ist das Technische Hilfswerk eigentlich genau? Und wie sehen seine Aufgaben aus? Einen Blick hinter die Kulissen ermöglicht ein „Tag der offenen Tür“ des THW Ortsverbands Bückeburg am Samstag, 8. September. Ortsbeauftragter Eugen Krinke: „Wir hoffen, dass wir viele Gäste zu unserem 50. Jubiläum begrüßen können.“

Auf dem Gelände an der Petzer Straße herrscht in diesen Tagen Hochbetrieb. Die THW-Helfer zupfen Unkraut, kürzen Äste, fegen den Hof. „Man wird nur einmal 50“, sagt einer. Zum Jubiläum am 8. September soll alles besenrein sein. 21 Uhr, die Pause rückt näher. Aus der Teeküche dringt ein köstlicher Duft, Karin Reese hat Fisch in der Pfanne.

Die Frau aus Rinteln ist gleich in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Zum einen, weil sie sich erst vor einigen Monaten zum Eintritt entschlossen hat, und zum anderen, weil sie schon 60 Jahre alt ist. „Ich bin zugleich der jüngste und älteste Neuzugang“, meint sie scherzhaft und rückt die Muffins zurecht. Was sie am THW gereizt hat? „Ich wollte gern noch einmal etwas Ehrenamtliches machen. Die gute Gemeinschaft hat mir gleich gefallen.“ Und was ist mit all den Hebekissen, Spreizern oder Motorsägen? Hat sie keine Angst? Karin Reese lächelt und schüttelt den Kopf. Sie habe Ingenieurassistentin für Starkstrom gelernt, sagt sie. „Mir macht es nichts aus, wenn es mal schmutzig wird.“ Einige Prüfungen in Theorie und Praxis muss die Anwärterin noch ablegen; dann ist sie THW-Helferin mit Haut und Haaren. Ihr Ortsbeauftragter Eugen Krinke jedenfalls ist schon jetzt hin und weg: „Ihr Essen schmeckt großartig und die Chemie hat gleich von Anfang an gestimmt.“

Die gute Gemeinschaft stand auch vor 50 Jahren, als der THW-Ortsverband Bückeburg gegründet wurde, im Vordergrund. Im April 1962 stellte der erste Helfer einen Aufnahmeantrag, am 16. Juli desselben Jahres gab der Niedersächsische Minister des Innern die Genehmigung zur Aufstellung einer überörtlichen Bergungsbereitschaft des Luftschutz-Hilfdienstes (LSHD) mit vier Zügen (1: Hameln, 2: Rinteln, 3: Bückeburg, 4: Versorgung und Stab in Hameln). Zu der Zeit hatten die Helfer eine Doppelfunktion als THW-Helfer und Helfer der Bergung des LSHD.

In der Anfangszeit bestand der Zug in Bückeburg aus 13 Helfern unter der Führung des THW-Ortsbeauftragten Gerhard Borchers. Die Ausrüstung war dürftig, zur Verfügung hatte man zwei Mannschaftskraftwagen und einen THW-eigenen Motorroller. Zunächst residierte der Zug in einer Jugendherberge. Im Frühjahr 1965 konnte die umgebaute Scheune auf dem Wömpnerhof in der Scheierstraße bezogen werden. Die jetzige Unterkunft an der Petzer Straße wurde im Oktober 1982 eingeweiht.

Einsätze gibt es natürlich auch zu vermelden, etwa Baumfällaktionen oder das Unwetter im Landkreis Schaumburg im Jahr 1966. Im August 1975 sind Bückeburger Helfer dann beim Heidebrand im Einsatz. Als Ortsbeauftragter fungiert ab 1978 Gerhard Lange, der dieses Amt bis 1994 ausübt.

In jüngster Zeit ist das THW Bückeburg vor allem beim Brand im Hafen Berenbusch 2008 oder beim Hochwasser in Bückeburg/Rusbend 2010 in Erscheinung getreten. Es verfügt über hochmodernes Arbeitsgerät und ist damit für alle Anforderungen gut ausgerüstet. Gegenüber der örtlichen Feuerwehr pflegt das THW übrigens eine gute Zusammenarbeit. Eugen Krinke: „Der Zustand hat sich – gegenüber dem vor 20 bis 30 Jahren – sehr verbessert.“ Heute werde wesentlich eher über Unterstützung gesprochen.

Etwas geändert hat sich in den vergangenen Jahrzehnten die Ausrichtung des THW. War es bei seiner Gründung noch auf den nichtmilitärischen Schutz der Zivilbevölkerung im Kriegsfall bedacht, fiel diese Aufgabe mit Ende des Kalten Krieges zunächst weg. „Im Zivilschutz wurde viel abgebaut, dabei ist die Gefahr mit dem Wegfall der großen Blöcke nicht geringer geworden“, erinnert sich Krinke an diese Zeit. Der Umschwung kam im Jahr 1997: „Beim Oder-Hochwasser wurde deutlich, wie wichtig das Hilfswerk sein kann.“

Und wie sieht der ideale Helfer aus? Muss er ein Technikfuchs sein? „Nein, das ist nicht notwendig“, findet Krinke. „Man kann hier alles lernen.“

Das THW, so der Ortsbeauftragte, habe schon aus Verwaltungsmenschen „richtig gute Helfer gemacht“. Viel wichtiger als bestimmte Kenntnisse sei die entsprechende Motivation, bestätigt Gruppenführer Bernd Hesseling. „Wer die Prüfungen schaffen will, der schafft sie auch. Wir werden ihn dabei unterstützen.“ Eine gewisse Teamfähigkeit muss der Neuhelfer aber auf jedem Fall mitbringen. Hesseling: „Wir haben hier eine sehr gute Kameradschaft. Jeder muss mit dem anderen zusammenarbeiten können.“

Hinweis: Zur Feier des 50. Jubiläums am 8. September ist die Bevölkerung ab 14 Uhr zu einem Kinderfest/Tag der offenen Tür eingeladen. Es gibt einen Ballonwettbewerb, Spielstationen und Fotowände. Die Festrede beim Festakt um 12 Uhr hält der Beauftragte für das Ehrenamt, Hans-Joachim Derra. Besonders einladen möchte der Ortsverband ehemalige Helfer. Krinke: „Es wäre schön, wenn der eine oder andere vorbeischaut.“


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